Bekannte Gedichte im Advent

Adventgedichte & Verse

Hier finden Sie einige der schönsten Adventgedichte für besinnliche Stunden. Stimmen Sie sich mit den zauberhaften Versen dieser Poeten auf den Adventmarkt in Großarl ein.

Neben den Adventgedichten hat das Team vom Salzburger Bergadvent in Großarl für Sie auch stimmungsvolle Adventlieder und weihnachtliche Rezepte gesammelt. Bereichern Sie damit Ihren Advent. Die einzigartige Stimmung erleben Sie inmitten der herrlichen Bergwelt im Großarltal – finden Sie schon jetzt Ihr Hotel oder Restaurant für Ihren weihnachtlichen Besuch im Salzburger Land: Hier können Sie eine unverbindliche Urlaubsanfrage für den Salzburger Bergadvent absenden.


Knecht Ruprecht - Theodor Storm (1817-1888)

Von drauß, vom Walde komm ich her; 

ich muß eich sagen, es weihnachtet sehr!

Allüberall auf den Tannenspitzen

sah ich goldne Lichtlein blitzen, 

Und droben aus dem Himmelstor

sah mit großen Augen das Christkind hervor.

Und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann, 

da rief’s mich mit heller Stimme an: 

"Knecht Ruprecht", rief es "alter Gesell, 

hebe die Beine und spute dich schnell! 

Die Kerzen fangen zu brennen an, 

das Himmelstor ist aufgetan, 

Alt’ und Junge sollen nun

von der Jagd des Lebens einmal ruhn; 

Und morgen flieg ich hinab zur Erden; 

denn es soll wieder Weihnachten werden!" 

Ich sprach: "O lieber Herre Christ, 

meine Reise fast zu Ende ist; 

Ich soll nur noch in diese Stadt, 

wo’s eitel gute Kinder hat." 

- "Hast denn das Säcklein auch bei dir?" 

Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier; 

denn Apfel, Nuß und Mandelkern

essen fromme Kinder gern." 

- "Hast denn die Rute auch bei dir?" 

Ich sprach: "Die Rute, die ist hier; 

doch für die Kinder nur, die schlechten, 

die trifft sie auf den Teil, den rechten!" 

Christkindlein sprach: "So ist es recht; 

so geh mit Gott, mein treuer Knecht!" 

Von drauß, vom Walde komm ich her; 

ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr! 

Nun sprecht, wie ich’s hierinnen find! 

Sind’s gute Kind’, sind’s böse Kind’?


Advent - Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Es treibt der Wind im Winterwalde 

die Flockenherde wie ein Hirt, 

und manche Tanne ahnt, wie balde 

sie fromm und lichterheilig wird,

und lauscht hinaus. Den weißen Wegen 

streckt sie die Zweige hin - bereit,  

und wehrt dem Wind und wächst entgegen 

der einen Nacht der Herrlichkeit.


Die Flucht der heiligen Familie                                                   Joseph von Eichendorff (1788-1857)

Länger fallen schon die Schatten

Durch die kühle Abendluft,

Waldwärts über stille Matten

Schreitet Joseph von der Kluft,

Führt den Esel treu am Zügel,

Linde Lüfte fächeln kaum,

`s sind der Engel leise Flügel,

Die das Kindlein sieht im Traum.

Und Maria schauet nieder

Auf das Kind voll Lust und Leid,

Singt im Herzen Wiegenlieder

In der starren Einsamkeit.

Die Johanniswürmchen kreisen

Emsig leuchtend übern Weg,

Woll’n, der Gottesmutter weisen

Durch die Wildnis jeden Steg.

Und durchs Gras geht süßes Schaudern,

Streift es ihren Mantel Saum;

Bächlein auch lässt jetzt sein Plaudern,

Und die Wälder flüstern kaum,

Dass sie nicht die Flucht verraten.

Und das Kindlein hob die Hand,

Da sie ihm so liebes taten,

Segnete das stille Land,

Dass die Erd’ mit Blum’ und Bäumen

Fernerhin in Ewigkeit

Nächtlich muss vom Himmel träumen - 

O gebenedeite Zeit!


Vier Kerzen - Elli Michler (*1923)

Eine Kerze für den Frieden, 

die wir brauchen, 

weil der Streit nicht ruht. 

Für den Tag voll Traurigkeiten 

eine Kerze für den Mut. 

Eine Kerze für die Hoffung 

gegen Angst und Herzensnot, 

wenn Verzagtsein unsren Glauben 

heimlich zu erschüttern droht. 

Eine Kerze, die noch bliebe 

als die wichtigste der Welt: 

eine Kerze für die Liebe, 

voller Demut aufgestellt, 

daß ihr Leuchten den Verirrten 

für den Rückweg ja nicht fehlt, 

weil am Ende nur die Liebe 

für den Menschen wirklich zählt.


Weihnachtsschnee - Paula Dehmel (1862-1918)

Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,

Es riecht nach Weihnachtstorten;

Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd

Und bäckt die feinsten Sorten.

Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,

Sonst nehmt den Operngucker:

Die große Himmelsbüchse, seht,

Tut Ruprecht ganz voll Zucker.

Er streut - die Kuchen sind schon voll -

Er streut - na, das wird munter:

Er schüttelt die Büchse und streut und streut

Den ganzen Zucker runter.

Ihr Kinder sperrt die Mäulchen auf,

Schnell! Zucker schneit es heute;

Fangt auf, holt Schüsseln - ihr glaubt es nicht?

Ihr seid ungläubige Leute!